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Der Wandel von Kollektivbildern in der Weimarer Republik
Eine Imaginationsgeschichte der Masse und ihre Revision

Peter Sloterdijk hat einmal mit Hinweis auf Hegel dargelegt, dass das Problem der Masse mit einem der modernen Gesellschaft zugrunde liegenden Kulturkampf verbunden ist. Hegel schrieb an einer Stelle in „Grundlinien der Philosophie des Rechts“: „Das Volk, ohne seinen Monarchen und die eben damit notwendig und unmittelbar zusammenhängende Gliederung des Ganzen genommen, ist die formlose Masse, die kein Staat mehr ist und der keine der Bestimmungen, die nur in dem in sich geformten Ganzen vorhanden sind Souveränität, Regierung, Gerichte, Obrigkeit, Stände und was es sei –, mehr zukommt.“(1) Nach Sloterdijk stellte Hegel mit diesen Worten klar, dass die moderne demokratische Gesellschaft, wo an die Stelle des Monarchen das Volk als Souverän antreten soll, unentrinnbar an ein politisch-kulturelles Programm gebunden ist: die Masse als Subjekt zu entfalten. Mit diesem Programm entbrannte aber ein erbitterter Kulturkampf der modernen Gesellschaft um die Anerkennung des Subjektstatus der Masse.(2) Und die Weimarer Republik, die direkt auf den Zusammenbruch des Kaiserreichs und die Revolution folgte, war genau der Zeitraum in der deutschen Geschichte, in dem dieser Kulturkampf sich drastisch verschärfte und die Thematik der Masse an Aktualität gewann.

In diesem Aufsatz soll in groben Zügen skizziert werden, wie sich die dominanten Kollektivbilder im Laufe der Weimarer Republik wandelten. Dabei charakterisiere ich die jeweiligen Bilder anhand von vier Gesichtspunkten: (1) Gegensatz von Individuum und Masse, (2) Verhältnis von Mensch und Technik, (3) Polarität von Gemeinschaft und Gesellschaft, (4) Problematik des Führers. Meine These lautet, dass die unterschiedlichen Aspekte dessen, was damals unter dem Begriff Masse verstanden wurde, im Laufe der Zeit abwechselnd in den Vordergrund traten und so unterschiedliche Bilder der Masse entstehen ließen. Zum Schluss nenne ich auch noch einige Ansätze, die Imaginationsgeschichte der Masse neu zu denken.


(1) Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts. (1822) Frankfurt a. M. 1986, S. 447.

(2) Peter Sloterdijk: Die Verachtung der Massen. Versuch über Kulturkämpfe in der modernen Gesellschaft. Frankfurt a. M. 2000, S. 9–10.


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(In: Einheit in der Vielfalt? Germanistik zwischen Divergenz und Konvergenz. Muroi, Yoshiyuki (Hrsg.), Indicum Verlag, 2021, S. 321-327.)

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